Amnesty International kritisiert marokkanische Regierung für Instrumentalisierung der Religion.
Rabat – Die international agierende Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) Amnesty International (AI) stellte den aktuellen Report zur Todesstrafe in der Welt vor. Im Jahr 2017 wurden 2591 Menschen zum Tode verurteilt. In 23 Ländern wurden 993 zum Tode verurteilte Personen hingerichtet. Nach Angaben von AI fallen 84 Prozent davon allein auf die vier Staaten Iran (mindesten 507), Saudi-Arabien (146), Irak (125) und Pakistan (mindestens 60). Angaben zu China wurden nicht gemacht. Dort sind die Zahlen geheim, sollen aber nach Schätzungen von AI in die Tausende gehen.
Pressekonferenz von Amnesty International – Maroc in Rabat
Marokko gehört ebenfalls zu den Ländern der Welt, in der es die Todesstrafe noch gibt. Das Königreich hat bis heute das Memorandum zur Abschaffung der Todesstrafe nicht unterzeichnet. Anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Reports gab AI Maroc eine Pressekonferenz in Rabat, auf der Salah Abdellaoui, Geschäftsführer des marokkanischen Büros von Amnesty International, die Regierung El Othmani deutlich kritisierte. Auf der Pressekonferenz, am vergangenen Donnerstag, erklärte Amnesty International, dass die Regierung mit den Emotionen der Marokkaner spielt, um die Frage der Abschaffung der Todesstrafe zu vermeiden, und fügte hinzu, dass die Behörden die Ideologie einer Minderheit nutzt, um von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Todesstrafe als Mittel zur Verbrechensbekämpfung beizubehalten. Er warf der durch die PJD dominierten Regierung eine Instrumentalisierung der Religion vor. Ein Vorwurf dem sich die PJD, seit ihrer Gründung und insbesondere seit ihrem ersten Wahlsieg bei den Parlamentswahlen, ausgesetzt sieht.
15 neue Todesurteile in Marokko 2017
Auch im letzten Jahr wurde in Marokko die Todesstrafe von den Gerichten ausgesprochen. Es gab 15 neue Todesurteile. Insgesamt sollen derzeit 95 Menschen in marokkanischen Gefängnissen einsitzen, gegen die die Todesstrafe ausgesprochen wurde. Allerdings wurde die Todesstrafe seit über zehn Jahren nicht mehr vollstreckt. In einigen Fällen wurde die Todesstrafe bereits in eine lebenslange Haft umgewandelt. Dies geschieht meist im Rahmen des Amnestierechts von König Mohammed VI., von dem er bei Ehren- und Festtagen gebrauch macht.