Marokko – Ausschreitungen und Gewaltakte zum Ashura– Fest.

Missachtung der Präventivmaßnahmen an vielen Orten in der gestrigen Nacht. Vor allem in Großstädten mit hohem Coronavirus - Infektionsrisiko

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Ashura
Ashura - Fest - Ausschreitungen und Verletzungen des Gesundheitsnotstands in zahlreichen Großstädten

Vor allem junge Männer ignorierten Verbote öffentlicher Feiern in den Großstädten.

Rabat – In zahlreichen Städten des Landes gab es für die Bürgerinnen und Bürger wie auch für die Sicherheitskräfte eine unruhige Nacht. An diesem Wochenende wurde in Marokko das sog. Ashura – Fest gefeiert.

Während die Behörden alle Versammlungen, in Sorge einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus, während des gestrigen Abends von Ashura, den 29. August 2020, in Marokko verboten hatten, entschieden viele vor allem junge Menschen sich die Freude am Fest nicht nehmen zu lassen. Dabei scheint man in diesem Jahr besonders die Möglichkeiten zu einer ausgelassenen Feier genutzt zu haben. Die Feierlaune schlug gerade in den von der Coronavirus – Pandemie besonders betroffene Ballungszentren und Großstädten in Chaos und teilweise in Gewalt gegen Sicherheitskräfte um.

Obwohl die Zahl der Fälle von Covid-19-Kontamination und der Todesfälle im Zusammenhang mit dieser Pandemie gestiegen sind, tun einige Menschen weiterhin, was sie für angebracht halten und riskieren dabei ihre und die Gesundheit anderer, in dem sie sich einem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzen. Zahlreiche Videos, z.B. aus der marokkanischen Hauptstadt Rabat, belegen die Situation aus der gestrigen Nacht.

Missachtung der Präventivmaßnahmen an vielen Orten in der gestrigen Nacht. Vor allem in Großstädten mit hohem Coronavirus – Infektionsrisiko

Öffentliche Kundgebungen aller Art, Lagerfeuer (Shouala) mitten auf der öffentlichen Straße, Versammlungen von Erwachsenen und Kindern, Einsatz von Feuerwerkskörpern… Viele Unbesonnene ignorierten die Maßnahmen, die zum Gesundheitsnotstand gehören.

Das Ergebnis war ein weit verbreitetes Chaos in vielen Vierteln der großen marokkanischen Städte wie Casablanca und Rabat. Zahlreiche Video, gesammelt von Journalisten von ChoufTV, Kifache, Le7 und Hespress zeugen von der Situation in der vergangenen Nacht.

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Die zuständigen Behörden haben sich bemüht einzuschreiten und mutmaßliche Täter zu identifizieren, um jegliches weiteres Ausufern dieser „Feierlichkeiten“ und der Verletzung des Gesundheitsnotstands zu verhindern. Dabei wurden nicht selten Einsatz- und Sicherheitskräfte angegriffen.

Behörden melden zahlreiche Festnahmen und Verletzte bei den Sicherheitskräften.

In einer offiziellen Pressemeldung der marokkanischen Sicherheitsbehörden (DGSN) wird im Zusammenhang mit den Ausschreitungen beim Ashura – Fest von 157 verhafteten Personen gesprochen, darunter auch Minderjährig. Ihnen wird Beteiligung an Vandalismus, Steinewerfen, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Verbrennung von Reifen auf öffentlichen Straßen vorgeworfen. Bei den Einsätzen wurden 17 Polizeibeamte und 11 Angehörige der öffentlichen Streitkräfte durch Steinwürfe und Feuerwerkskörper verletzt, wie die Generaldirektion für Nationale Sicherheit (DGSN) mitteilte. Es wird von Sachschäden, der Zerstörung von Windschutzscheiben bei mindesten acht Fahrzeugen der nationalen Sicherheitsdienste und zwei Fahrzeugen der lokalen Behörden sowie von Sachschäden an mehreren Privatfahrzeugen berichtet.

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Exkurs:

Das Ashura – Fest wird in allen drei wesentlichen Ausprägungen des Islam gefeiert, wenn auch mit unterschiedlichem Hintergrund.

Das Ashura Fest wird am zehnten Tag des Monats Muharram (erster Monat des islamischen Kalenders) begangen (ca. zehn Tage nach dem Opferfest). Allen islamischen Ausprägungen ist die Ashura-Speise aus Hülsenfrüchten und Trockenobst gemein, die an Verwandte und Bekannte verteilt wird. Man erinnert sich an die Überlieferung von Noah, der am zehnten Muharram mit seiner Arche den Berg Ararat erreicht haben soll. Die Menschen gaben das, was sie noch hatten, um ein Festessen zu ermöglichen. Allah soll dann die Speisen vermehrte haben, sodass sie für alle reichten.

Zugleich gedenkt man Imam Husain Ali. Der Enkel des Propheten Mohammed unterlag im Machtkampf um die Führerschaft der Muslime dem Kalifen Yazid I und starb als Märtyrer in der Schlacht von Kerbala. Dieses Ereignis besiegelte die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten.

Bei den Schiiten, für die das Märtyrertum eine zentrale Rolle spielt, wird am Ashura Fest zum Abschluss der zehntägigen Buß- und Trauerrituale das Martyrium von Husain kultisch nachgestellt. Dabei geißeln sich teilweise die Gläubigen selbst, was oft zu Verletzungen führt.

Die Aleviten feiern nach einem zwölftägigen Fasten das Ashura Fest als Dankfest. Es gibt keine Selbstgeißelungen und nicht Husain, sondern sein Sohn Zein Al Abidin, der die Schlacht von Kerbala überlebte, steht im Mittelpunkt.

Bei den Sunniten ist Ashura ein freiwilliger Fastentag. Einige sehen eine enge Verbindung zum jüdischen Jom Kippur Fest.

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