Tagung der Afrikanischen Union in der ruandischen Hauptstadt Kigali. Das Königreich will seinen „natürlichen Platz“ in der Union wieder einnehmen.
In der ruandischen Hauptstadt Kigali findet eine Tagung der Afrikanischen Union (AU) statt. Eines der wichtigsten Länder war über 30 Jahre nicht Mitglied und wünscht offensichtlich wieder der Union beizutreten. Marokkos König Mohammed VI. hat in einem Brief an die Mitglieder, den Wunsch seines Landes bekundet, der Afrikanischen Union wieder beizutreten. Marokko war unter der Herrschaft König Hassan II. ausgetreten, was zu großem diplomatischen Protest geführt hat.
Der damalige Grund für den Austritt war, dass die Afrikanische Union (AU) die Westsaharapolitik Marokkos nicht akzeptierte. Im Jahr 1975 zog sich die damalige Kolonialmacht Spanien aus der sog. Westsahara zurück und hinterließ ein Machtvakuum. Der damalige König war der Auffassung, dass Marokko und die Westsahara ein zusammengehöriges Staatsgebiet darstellen, dass durch die Kolonialmächte künstliche getrennt worden wäre. Gleichzeitig hatte Marokko bereits damals große wirtschaftliche Interessen in diesem Gebiet, gilt es doch bis heute als rohstoffreich. König Hassan II. rief seine Landsleute auf, durch den sog. „grünen Marsch“, die Westsahara für Marokko gewaltlos einzunehmen.
Bewohner der Westsahara rufen eigenen Staat aus.
Die Westsahara ist aber nicht unbewohnt geblieben und die einheimische Bevölkerung war und ist nicht einheitlich für die Zugehörigkeit zu Marokko. Es wurde daher durch die Sahraouis eine eigene demokratische Republik ausgerufen und die Widerstandsorganisation Polisarion gegründet. Ein Vorgang den Marokko nie akzeptiert hat und der nicht nur zu einem langanhaltenden gewalttätigen Konflikt mit der Polisarion führte, sondern auch Quelle ständiger Spannungen mit dem Nachbarland Algerien ist. Auf algerischem Gebiet leben wesentliche Teile des Sahraouis in Flüchtlingslagern und Algerien versteht sich als Schutzmacht dieser Flüchtlinge.
Die AU hat den ausgerufenen Staat Westsahara anerkannt und als Mitglied zugelassen. Dies war der Grund, weshalb Marokko die Afrikanische Union 1984 verlassen hat, womit die Union eines der wichtigsten Mitgliedsländer verlor. Die Vereinten Nationen (UNO) bemühen sich seit Jahrzehnten um eine Lösung in diesem Konflikt.
König Mohammed VI. möchte sein Land wieder zum Mitglied der Afrikanischen Union werden lassen.
Der heutige König Mohammed VI., Nachfolger und Sohn von König Hassan II., möchte Marokko wieder als starkes Mitglied einführen und wandte sich mit einem entsprechendem Ersuchen an den Staatenbund aus 54 Mitgliedern.
Für Marokko ist Afrika sehr wichtig und dies aus mehreren Gründen. Marokko investiert sehr viel in den Ausbau der wirtschaftlichen Infrastruktur und möchte sich als Tor zu Afrika positionieren. Das geht aber nur, wenn man an den wichtigen Stellen Einfluss nehmen kann. Nur so kann Marokko als Mittler und Umschlagplatz zwischen Asien, Europa und Afrika fungieren und entsprechend profitieren. Gleichzeitig ist Afrika für Marokko selbst ein wichtige Markt für die eigenen Produkte und Dienstleistungen. In Zukunft möchte Marokko im Energiesektor nicht nur Selbstversorger sein, sondern Exporteur von ökologisch produzierten Strom werden. Hier ist Marokko Vorreiter, nicht nur in Afrika, sondern Weltweit.
In seinem Brief an die AU sprach König Mohammed VI. davon, dass Marokko „seinen natürlichen Platz“ in der „Familie“ der afrikanischen Staaten einnehmen möchte. Er betonte, das Marokko Afrika nie verlassen hätte. Gleichzeig ging Marokko in seinem Schreiben auf den Austrittsgrund von 1984 ein und rief die Mitglieder der AU dazu auf, ihre Haltung zur Westsahara – Frage zu überdenken und nannte die ausgerufene Republik Westsahara einen „Phantomstaat“. Soweit bekannt machte der König seinen Wiedereintritt nicht von einer veränderten Haltung der AU zur Westsahara abhängig. Es ist auch nicht ganz klar, ob sich die Afrikanische Union bereits in der aktuellen Tagung in Kigali mit dem Beitrittswunsch Marokkos beschäftigen wird. Auf der Tagesordnung steht vor allem der Konflikt im Süd-Sudan