Algerischer Präsident dementiert im Interview einen Vermittlungsversuch des jordanischen Königs im Konflikt mit Marokko – Königreich dementiert innoffiziell ebenfalls Gespräche mit mutmaßlichen Vermittlern.
Algier – Der ausgiebige Bericht der spanischen Tageszeitung La Vanguardia hatte zu einem breiten und umfassenden Widerhall in den Medien geführt. Zahlreiche Nachrichtenseiten und Portale in der arabischen Welt griffen die ausführlichen und Hoffnung stiftenden Erläuterungen über eine Vermittlungsinitiative des jordanischen Königs Abdullah II. im Konflikt zwischen Algerien und Marokko auf, auch Maghreb-Post. Doch diesen Hoffnungen hat der algerische Präsident in seinem gestrigen Interview (22. Dezember 2022) im algerischen Fernsehen einen Dämpfer erteilt.
In Bezug auf den jüngsten Besuch des jordanischen Königs Abdullah II. in Algerien und einer möglichen bzw. mutmaßlichen Vermittlung, über die in einigen marokkanischen und algerischen Medien ebenfalls berichtet wurde, sagte Präsident Tebboune, dass er keine Vermittlung angesprochen und kein Land genannt habe, und betonte, dass dieser Besuch wie alle anderen Besuche von Staatsoberhäuptern in Algerien verlaufen sei, außer dass es immer Parteien gebe, die sich in Interpretationen ergehen würden. Der Präsident der Republik bekräftigte, dass das algerische Volk als erstes erfahren würde, wenn irgendeine Partei eine Vermittlung einleiten würde, und meinte, dass „die Lage über das Stadium der Vermittlung hinweggegangen ist“.
Marokkos inoffizielles Dementi zu einer Vermittlungsmission des jordanischen Königs
Nicht nur der algerische Präsident dämpfte die Hoffnungen auf einen Dialog und auf einen Abbau der Spannungen zwischen den beiden Nachbarländern, sondern auch Marokko scheint über inoffizielle Kanäle zu widersprechen.
So berichtet bereits am Donnerstag (22. Dezember 2022) das Nachrichtenportal Le360 unter Hinweis auf eine hochrangige Quelle, ohne diese zu nennen, dass die Berichte die aktuelle Lage nicht richtig wiedergeben würden. Zugleich warf der Artikel dem „algerischen Regime“ vor, die Vermittlungsinitiativen selbst zu erfinden und in Umlauf zu bringen, im Sinne eines Tests, um dann die Möglichkeit zu haben, durch Dementis politische Stärke in Richtung Rabat demonstrieren zu können.
Allerding könnte dieser Vorwurf auch in Richtung Marokko gerichtet werden, denn alle bisher genannten mutmaßlichen Vermittler sind Länder, mit denen vor allem Marokko gute Beziehungen unterhält. In dem Artikel von Le360 heißt es:
„Auf Anfrage von Le360 dementiert eine gut informierte marokkanische Quelle jeden Versuch, zwischen Marokko und Algerien zu vermitteln, sei es durch den haschemitischen Herrscher oder andere Akteure, die in der Vergangenheit erwähnt wurden. Die Quelle weist darauf hin, dass „eine Vermittlung im Sinne der politischen Definition nicht ohne die vorherige Zustimmung der beiden betroffenen Parteien stattfindet“. Sie fügte hinzu: „Es wurde nicht nur keine derartige Initiative in Richtung Marokko ergriffen, sondern alle Partnerländer des Königreichs wissen sehr gut, dass Rabat der Ansicht ist, dass es keinen Bedarf für einen Vermittler zwischen Marokko und Algerien gibt“. (…)
„Das Problem ist marokkanisch-algerisch und wird nur zwischen Marokko und Algerien gelöst“, stellt laut Le360 die nicht namentlich genannte Quelle klar. Und sie habe weiter betont: „Marokko hat nie um eine Vermittlung mit Algerien gebeten und sucht sie auch nicht, denn zwischen den beiden Ländern geht es eher um eine Frage des Willens, ein Problem zu lösen, das klar identifiziert ist, als um die Notwendigkeit von guten Initiativen anderer Länder, um miteinander zu reden“.
Spannungen zwischen Algerien und Marokko bleiben bestehen.
Seit August 2021 unterhalten die beiden Nachbarländer und Rivalen keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu einander. Algerien hatte, nach Ausbruch verehrender Waldbrände in der Kabylei und einiger diplomatischer Erfolge Marokkos bei der Anerkennung des Hoheitsanspruchs über die Westsahara / marokkanische Sahara sowie der Annäherung zu Isarel, Rabat „feindlicher Handlungen“ bezichtigt. Dies hatte Marokko umgehend von sich gewiesen und ebenfalls seinen Botschafter aus Algier abgezogen.
Beide Länder stehen in einem Rüstungswettlauf zueinander und werden dabei von rivalisierenden Supermächten unterstützt. So ist Marokko ein enger Verbündeter der USA und wichtigster Partner in Nordafrika sowie im Kampf gegen den Terrorismus. Für Algerien ist Russland der engste Verbündeter. Beide Länder beziehen hauptsächlich ihre Waffen vom jeweiligen Partner und geben dafür Milliarden von US-Dollar jährlich aus. Geld, das beide Länder dringend für die eigene gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung benötigen.
Allerdings profitiert Algerien derzeit von der Weltwirtschaftslage und den hohen Preisen für fossile Energien. Die hohe Nachfrage nach Gas in Europa und die Unsicherheiten durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, dessen Ende nicht in Sicht ist, haben die Preise steigen lassen. Dies spült derzeit Milliarden von US-Dollar in das an Gas und Rohöl reiche Land. Eine Einnahmequelle, über die Marokko nicht verfügt.
Algerien – Jordanien will zwischen Algerien, Marokko und Spanien vermitteln.