Marokko – Fahrdienst Uber setzt seinen Dienst in Marokko aus.

Uber geht angeblich im Streit mit Behörden.

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Uber setzt sein Marokkogeschäft aus.

Amerikanischer Vermittler von Fahrdienstleistungen stoppt sein Marokkogeschäft.

Casablanca – Der amerikanische Fahrdienstvermittler Uber hat gestern (19. Februar 2018) ganz überraschend angekündigt, seinen Vermittlerdienst auszusetzen. Das gab das Unternehmen per Presseerklärung bekannt. Bereits zum Monatsende (28. Februar 2018) soll der Dienst und die Vermittlerfunktion der Plattform eingestellt werden. Der Marktführer in Marokko gibt nach nur drei Jahren bis auf weiteres auf. Erst Ende September 2017 expandierte das Unternehmen, das zunächst nur in Casablanca tätig war, in die Hauptstadt Rabat und kündigte an seinen Dienst in weiteren Städte des Königreichs anbieten zu wollen. Daher kommt diese Ankündigung recht überraschend.

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Uber geht angeblich im Streit mit Behörden.

Sowohl der Fahrdienst Uber als auch sein Konkurrent Careem waren Gegenstand teils hitziger Proteste der alteingesessenen Taxiverbände. Nicht selten wurden in Casablanca Fahrer von Uber und Careem auf offener Straße durch Taxifahrer an der Weiterfahrt gehindert und teilweise angegriffen. Uber suchte mit den Behörden in Marokko den Dialog, um eine juristisch sichere Integration in das marokkanische Transportwesen für seinen Dienst herbeizuführen. Dies scheint nicht gelungen zu sein. „Leider haben wir seit unserem Start in Marokko, vor fast drei Jahren, keine Klarheit über die Integration von Anwendungen wie Uber in das bestehende Verkehrsmodell gehabt. Deshalb treffen wir die schwierige Entscheidung, unsere Aktivitäten in Marokko auszusetzen“, sagte das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. „Die derzeitige regulatorische Unsicherheit erlaubt es uns nicht, ein sicheres und zuverlässiges Erlebnis zu bieten, das den Anforderungen unserer Kunden, sowohl der Fahrer als auch der Passagiere, gerecht wird. Solange es also keine wirkliche Reform und kein günstiges Umfeld für neue Mobilitätslösungen gibt, sind wir gezwungen, den Betrieb ab dieser Woche auszusetzen“, sagte das Unternehmen weiter.

Möglicher Poker von Uber

Ob die regulatorischen Probleme in Marokko tatsächlich die Ursache für den Rückzug sind, kann bezweifelt werden. Eventuell möchte man mit dieser Ankündigung auch die Behörden in Zugzwang bringen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der erhoffte Erfolg in Marokko ausgeblieben ist. Uber – Maroc lässt sich eine Hintertür offen, in dem es verspricht nach Marokko zurückkehren, sobald es neue Regelungen gibt. Aber Uber ist auch finanziell unter Druck geraten. Für das Jahr 2017 verbuchte das US-Amerikanische Unternehmen einen Verlust von 4,4 Mrd. US-Dollar (ca. 3,6 Mrd. Euro), bei einem Umsatz von 11,1 Mrd. US-Dollar weltweit. Dies meldete das amerikanische Nachrichtenangebot The Information.

Auch in Marokko wurde die Konkurrenz stärker. Neben dem in den Emiraten ansässigen Unternehmen Careem, das einen ähnlichen Dienst anbietet, haben auch die Taxiverbände eine neue Vermittlungsplattform entwickelt und sich neue Serviceregeln auferlegt.

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Transportbedarf in Marokko hoch.

Das marokkanische Königreich hat einen erhöhten Bedarf an Transportsystemen. Dies gilt sowohl für Verbindungen zwischen den Städten und in die ländlichen Regionen hinein, also auch für die Städte und Ballungszentren selbst. Die Transportinfrastruktur ist für den Bedarf im Land nicht ausreichend vorhanden. Es fehlt an modernen Bussen und an Transportmöglichkeiten auf der Schiene. Gerade in den Städten sind daher die sog. Petit Taxi ein wichtiger Teil des Angebots. Allerdings hat die verkrustete Lizenzvergabepraxis dafür gesorgt, dass keine Konkurrenz aufgekommen ist. Der Markteintritt von Uber und Careem hatten die Taxiverbände zum Handeln gezwungen. Gleichzeitig konnten so viele irreguläre Taxis in einen „geregelten“ Prozess überführt werden.

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