Marokko präsentiert sich auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB.
Rabat / Berlin – Für Marokko ist der deutsche Tourismusmarkt ein schwieriges Feld. Seit 2017 gehen nach marokkanischen Medienberichten die Zahlen für Reisende und Gäste aus Deutschland zurück. Dabei sind Deutsche eigentlich sehr reisefreudig. Eine entsprechende Präsenz im deutschen Markt und Kontakte zu den großen Reiseveranstaltern sind daher nötig, um den Trend aufzuhalten oder gar umzukehren, den alle sind sich einig. Das Potential ist groß.
Die ITB finde vom 7. bis 9. März in Berlin und erstmals wieder nach Ausbruch der COVID-19 Pandemie statt und es sein mehr als 10.000 Aussteller aus 180 Ländern vertreten.
Eine große Delegation, bestehend aus Mitgliedern des marokkanischen Fremdenverkehrsamtes (ONMT), des nationalen Tourismusverbandes (CNT) und zahlreicher Reiseveranstalter, werden auf der ITB Berlin für das Reiseland Marokko werben.
COVID-19 Pandemie hat die Zahl der Touristen aus Deutschland weiter sinken lassen.
Der Direktor des Fremdenverkehrsamtes der Provinz Quarzazate, Zoubir Bouhoute, der vom marokkanischen Nachrichtenmagazin Medias24 als ein profunder Kenner des Marktes bezeichnet wird, geht davon aus, dass die massive Präsenz von Tourismusagenturen, privaten und gemeinnützigen Unternehmen, Hoteliers, Reiseveranstaltern und Dienstleistern den langjährigen Abwärtstrend umkehren können. Sie Webseite der ITB nennt 52 Treffer zum Suchwort „Marokko“, darunter zahlreiche Hotelketten, Reiseveranstalter und Dienstleister, die alle ihr Angebot rund um das nordafrikanische Königreich präsentieren. Das nationale Tourismusamt ONMT ist mit einem großen Stand in Halle 4.2 Stand 201 vertreten.
Herr Bouhoute geht davon aus, dass diese Messe die perfekte Gelegenheit biete, um die Anstrengungen zu verdoppeln und zu versuchen, diesen wichtigen europäischen Markt zurückzugewinnen, der seit 2017 an Bedeutung verloren hat.
Während die Zahl der Übernachtungen aus Deutschland zwischen 2017 und 2019 fast gleichgeblieben sei (2017: 1.745.127; 2018: 1.872.527; 2019: 1.745.560), stiege die Gesamtzahl der Übernachtungen von 22,1 Millionen im Jahr 2017 auf 25,24 Millionen im Jahr 2019, was einem Wachstum von 14,22 Prozent entspreche, so Zoubir Bouhoute.
Der Abwärtstrend habe 2017 begonnen und sei durch die COVID-19 Pandemie, die alle bisherigen Zielmärkte betroffen habe, noch verstärkt worden. Der Gesamtrückgang aufgrund der Gesundheitskrise auf diesem Markt im Jahr 2020 war viel höher (-81%), während der Rückgang der ausländischen Übernachtungen im Allgemeinen nur -72% betrug, so Herr Bouhoute weiter.
Er betonte weiter, dass die Übernachtungen aus Deutschland im Vergleich zu 2019 insgesamt um -96% zurückgegangen seien Gleichzeitig spiegele sich dieser unvermeidbarer Rückgang in einer sehr geringen Erholungsrate der deutschen Übernachtungen wider.
Direkte Flugverbindungen fehlen.
Das ONMT und das Confédération Nationale du Tourisme CNT, der marokkanische Tourismusverband, versuchen daher, die Zahl deutscher Touristen durch gemeinsame Aktionen anzukurbeln, indem sie ihre Partnerschaften mit Reiseveranstaltern ausweiten. Gerade deutsche Touristen reisen gerne und das beliebteste Reiseziel ist Österreich. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands DRV mit Stand 2022 reisten 20,2 Mio. deutsche Touristen in ihr Nachbarland. In das marokkanische Nachbarland Spanien reisten 6,3 Mio. deutsche Touristen. Den Sprung auf das afrikanische Festland und in das Königreich wagten wohl nach marokkanischen Medienberichten lediglich 171.000 deutsche Touristen. In die Türkei reisten im gleichen Zeitraum hingegen 3,4 Mio.
Für viele Beobachter spielt das überschaubare Angebot an Flugverbindungen eine Rolle. Daher würde es praktisch auf der Hand liegen, dass der Ausbau des Luftverkehrs mit mehr Fluggesellschaften sowohl im Linien- als auch im Charterverkehr Priorität haben müsse.
Für die Saison 2022-2023 stehen 555.194 Sitzplätze zur Verfügung, 25 Prozent mehr als in der Saison 2019-2020. Die Verbindungen gehen nach Casablanca, Marrakesch, Agadir, Tanger, Fès, Nador und Oujda mit Flügen ab Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Baden-Baden und Köln, sagte Zoubir Bouhoute. Zugleich sehe er eine insgesamten Marktpotential in Deutschland von 46,5 Mio. Reisende. Das Land hofft darauf, einen Teil auf Marokko aufmerksam machen zu können.
Mehr Investitionen in Werbekampagnen und Informationsveranstaltungen.
Die marokkanischen Reiseveranstalter sind sich der Bedeutung dieses Marktes augenscheinlich bewusst und haben eine Strategie entwickelt, die sich auf Öffentlichkeitsarbeit und digitale Kampagnen konzentriert. Außerdem erhöhen sie ihre Präsenz auf B-to-C-Messen und in den wichtigsten deutschen Medien.
Um den deutschen Markt anzukurbeln, so das Nachrichtenmagazin Medias24 weiter, haben ONMT und CNT die sog. „ToolBox Taskforce German Market“ ins Leben gerufen. Sie stelle die wichtigsten Merkmale des größten europäischen Quellmarktes zusammen.
Marokko will Attraktiver für große Reiseveranstalter werden.
Marokko scheint für deutsche Reiseveranstaltung bisher noch recht unattraktiv zu sein, um ihre Kunden auf das nordafrikanische Reiseziel aufmerksam zu machen. Ein Grund könnten die Übernachtungskapazitäten zu sein. Gerade die sehr großen Tourismuskonzerne buchen Übernachtungskapazitäten in großen Kontingente, die nicht selten bei über 40.000 Übernachtungen liegen müssen. Entsprechend wird das Land in neue Kapazitäten investieren müssen, um in das Angebot aufgenommen zu werden.
Kulturdestinationen wie Marrakech oder Badeorte wie Agadir-Taghazout haben eine akzeptable Größe. Eventuell gilt es in die Modernisierung zu investieren. Die Region L´ Oriental oder die Region Tanger-Tetouan-Al Hoceima, würden von ausreichenden Unterkunftskapazitäten als Anziehungspunkt für Reiseveranstalter erheblich profitieren können.
Wenn Marokko alle Voraussetzungen dafür erfülle, könne es diesen weitgehend unerschlossenen Markt bis spätestens 2027 oder 2028 erschließen, so Zoubir Bouhoute abschließend.