Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien nach langem Statuts als Protektorat und besetztes Gebiet.
Rabat – Marokko feiert am 18. November alljährlich seine Unabhängigkeit und damit das Ende des Statuts als Protektorat und de facto Kolonie. In diesem Jahr jährt sich der Tag der Unabhängigkeit zum 61. Mal. Der 18. November markiert den offiziellen Übergang vom Protektorat Französisch-Marokko bzw. besetzten Gebiet Nord-Marokko zum Königreich Marokko. Marokko feiert dieses Datum als offiziellen Tag der Unabhängigkeit, obwohl die Unterzeichnung der Dokumente bereits einige Monate früher stattgefunden hatte. Der Tag der Unabhängigkeit Marokkos wird am 18. November zu Ehren von König Mohamed V. gefeiert, der 1956 nach Jahren des Exils, während des französischen Protektorats, in das Königreich zurückkehrte. Das Land hatte seine Unabhängigkeit erst kurz zuvor im selben Jahr erlangt.
Der Kampf um Rückgewinnung der Souveränität.
Anders als das Nachbarland Algerien war Marokko nie offiziell eine Kolonie Frankreichs oder Spaniens. Es galt immer als Protektorat bzw. als besetztes Gebiet. Im Jahr 1912 hatten Spanien und Frankreich das Land unter sich aufgeteilt. Der Norden wurde spanisches besetztes Gebiet, der größte Teil Marokkos französisches Protektorat. Der Vertrag von Fés vom 30. März 1912 formalisierte die sog. Schutzherrschaft Frankreichs über Marokko. Anders als beispielsweise in Algerien blieb der Status der Sultane bestehen. Sowohl Moulay Abdelhafid und anschließend sein Bruder Mouley Youssef blieben religiöses und politisches Oberhaupt Marokkos. In ihren Namen wurden Gesetze verfasst und Rechtsprechung abgehalten. Durch den Vertrag von Fés gaben die marokkanischen Herrscher die gesamte Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik an die Schutzmächte Frankreich und Spanien ab und wurden damit Figuren der eigentlichen Herrscher, die Marokko zunehmend wie eine Kolonie ansahen und sich gegenüber der Bevölkerung zunehmend wie in Algerien benahmen – maghreb-post berichtete.

Widerstand des marokkanischen Volkes und der Monarchie wuchsen an.
Auch nach der Thronbesteigung von Sultan (König) Mohamed V., im Jahr 1927 als 16. Monarch, der seit über 300 Jahren herrschenden Dynastie der Alawiden, gab es zunächst keine Anzeichen, dass sich etwas an den gegebenen Verhältnissen ändern könnte. Der neue Monarch machte keine Anstalten etwas ändern zu wollen. Doch er nahm die Stimmung des Volkes auf, dass sich nicht mehr von Frankreich bevormunden lassen wollte und das die Gewalt der Spanier im Norden Marokkos nicht mehr ertragen konnte. Die Gewalt der Kolonialmächte und der Drang nach Freiheit sowie Selbstbestimmung, vereinten die teils sehr zerstrittenen Familienclans zunächst im Norden Marokkos. Sie stellten sich bereits viele Jahre zuvor hinter den bis heute verehrten Anführer Abdelkrim – maghreb-post berichtet (Video „ein vergessener Krieg Kampf im Rif).

Gerade im Norden Marokkos nahmen die Berberstämme den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit, vor allem gegen Spanien, dass von Frankreich unterstützt wurde, immer wieder auf. Doch der Kampf forderte eine große Anzahl von Opfern und die Kolonialmächte scheuten auch nicht davor zurück mit deutscher Hilfe produziertes Giftgas einzusetzen. Bis heute ist der Boden in der Region Al Hoceime und Nador oft mit Giftgas belastet. Aber auch in anderen Teilen des Landes, vor allem im von Frankreich besetzten Gebiet, wuchs der Widerstand und der Sultan Mohamed V. setzte sich allmählich als politischer Führer und bis heute Symbol an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung. Die in Marokko als historisch angesehene Rede vom 11. Januar 1944 von König Mohamed V. in Tanger, in der er ein Manifests der Unabhängigkeit verlass, stellt einen Meilenstein der Bewegung da. Neben dem 18. November gedenkt Marokko jeweils am 20. August eines Jahres an den Putsch Frankreichs gegen den damaligen König Mohamed V. 1953. Frankreich setzte den zunehmend auf Unabhängigkeit drängenden Monarchen ab und sendete ihn und seine Familie ins Exil auf die Insel Madagaskar – maghreb-post berichtete. An dieses Ereignis erinnert die Monarchie als Beweis der engen Verbindung zwischen Volk und dem Thron sowie an den für Freiheit eintretenden Monarchen König Mohamed V.
Hinterlassenschaften der Kolonialzeit bis heute deutlich zu sehen.
Am 2. März 1956 war es dann soweit. Der damalige französische Außenminister Cristian Pineau und der marokkanische Ministerpräsident Embarrek Bekkai unterzeichneten in Paris den Vertrag über die Unabhängigkeit Marokkos. Wenige Wochen später schloss sich Spanien, unter General Franco, an. Zuvor waren monatelange zähe Verhandlungen in der Kleinstadt Celle-Saint-Claud bei Paris nötig.
„Unabhängigkeit innerhalb gegenseitiger Abhängigkeit“ hieß der gemeinsame Nenner des unterzeichneten Vertrags von Paris. Dieser gemeinsame Nenner ist bis heute in Marokko zusehen und zu spüren. In vielen Städten, insbesondere in der Hauptstadt Rabat, ist der französische Einfluss immer wieder zu erkennen.

Aber auch die französische Sprache und die Lebensart sind weit verbreitet. Selbst die täglichen Staatsnachrichten werden im Fernsehen sowohl in Spanisch als auch in Französisch ausgestrahlt. Viele Marokkaner sprechen überwiegen auch Französisch und im Nordosten des Landes viele auch noch Spanisch. Die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen sind umfassend und tiefgreifend und bis heute konnte sich Marokko davon kaum lösen. Ein Großteil der Gesetze sind an französische Gesetze angelehnt oder sogar in Gänze übernommen worden. Ebenso die bisherige Verwaltungsstruktur und viele Verfahrensweisen. Die Alltagssprache der wirtschaftlichen und politischen Eliten Marokkos ist Französisch und durch die vielen Auswanderer hat sich in Frankreich eine eigene Community gebildet, womit auch gesellschaftlich enge Verbindungen nach Frankreich bestehen. Ebenso ein Erbe der Kolonialzeit ist eine hohe Krebsrate in den damals von Spanien besetzten Gebieten (Al Hoceima, Nador), die auf den Giftgaseinsatz gegen die Rebellen zurückzuführen ist. Das Erbe der Kolonialzeit wird auch im Konflikt zwischen den beiden Nachbarstaaten Algerien und Marokko deutlich, der nicht nur auf unterschiedliche politische Systeme zurückzuführen ist, sondern der auch auf strittige, durch Frankreich und Spanien willkürliche, Grenzziehungen zurückgeht.