StartGesellschaftMarokko – Aktivistinnen wollen Petition gegen Moralparagraphen einreichen.

Marokko – Aktivistinnen wollen Petition gegen Moralparagraphen einreichen.

Petition droht an formellen Hürden zu scheitern.

NGO will Artikel 490 des Strafgesetzbuchen, der sich auf das Verbot von außerehelichen sexuellen Beziehungen bezieht, abschaffen lassen.

Casablanca – Sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen außerhalb der Ehe sind in Marokko nach wie vor ein Tabuthema und dennoch nicht selten. Eine von zahlreichen Widersprüchen in dem eigentlich islam-konservativen Land. Gegen diesen Widerspruch zwischen Anspruch und Lebensrealitäten, insbesondere der jungen Bevölkerung, wenden sich einigen Marokkanerinnen und auch Marokkaner, mit dem Ziel den wichtigsten sog. Moralparagraphen 490 aus dem Strafgesetzbuch streichen zu lassen, der außereheliche – sexuelle Beziehungen auch unter mündigen Erwachsenen unter Strafe stellt.

Zu diesem Zweck hat die bereist von früheren, ähnlichen Aktionen bekannte NGO „Moroccan Outlaws“ eine Unterschriftensammelaktion gestartet, um eine Petition einreichen zu können, mit der Forderung den Paragraphen 490 des marokkanischen Strafgesetzbuches ersatzlos streichen zu lassen.

Aktivistinnen sehen Gesetzeslage im Widerspruch zur individuellen Freiheit.

In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Le Site Info stellte die Schauspielerin und Medienschaffende Kaoutar Boudarraja klar, dass die Petition darauf abzielt, die persönlichen Freiheiten aller Beteiligten zu schützen. Für sie „zeigen viele Menschen ihre Unterstützung für die Sache, aber es wird nichts Konkretes unternommen, um vor Ort etwas zu ändern. Es ist ein altes Gesetz, das derzeit in keiner Weise mit dem Zeitgeist übereinstimmtʺ.

Frau Boudarraja erklärte weiter, dass es unvorstellbar sei, dass mündig entscheidende Erwachsene im Jahr 2022 ihre Freiheit nicht voll ausleben können. „Niemand kann bestreiten, dass Marokko ein Land der Authentizität und Modernität ist, und wir sind stolz darauf. Wir halten fest an unseren Überzeugungen, aber auch an unserer Freiheitʺ, fügte Kaoutar Boudarraja hinzu.

NOG fordert zugleich mehr Schutz für Frauen vor sexuellen Übergriffen.

Die Romanautorin, Filmemacherin und Gründerin der besagten NGO, Sonia Terrab, teilte dem Nachrichtenportal mit, dass es ʺZeit ist, einige Artikel des Strafgesetzbuchs zu ändern, insbesondere diejenigen, die außereheliche Beziehungen unter Strafe stellen. Bei unserer Petition geht es, um die Abschaffung von Artikel 490 des marokkanischen Strafgesetzbuchs. Aber unser Anliegen bezieht sich auf alles, was die persönlichen Freiheiten betrifftʺ.

Und weiter: ʺFrauen brauchen ein Gesetz, das sie vor allem schützt. Unter anderem stehen sie bei Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen auf der falschen Seite des Gesetzesʺ.

Sonia Terrab argumentierte außerdem, dass im Jahr 2020 300 Personen wegen Vergewaltigung strafrechtlich belangt wurden, während 15.000 Personen wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs strafrechtlich verfolgt wurden.

Petition droht an formellen Hürden zu scheitern.

Für eine wirksame Einreichung einer Petition ins marokkanische Parlament sind mindesten 4.000 Unterschriften nötig. Das entsprechende Organgesetz sieht darüber hinaus vor, dass die Unterschriften handschriftlich erfolgt sein müssen und nur dann gültig sind, wenn die Personen bereits wahlberechtigt und im Wählerverzeichnis registriert sind.

Das sog. Colektif 490, zu dem auch die NGO „Moroccan Outlaws“ gehört, wird vor allem von vielen jungen Menschen unterstützt, die nicht selten noch nicht wahlberechtigt sind. Darüber hinaus bekommen die Aktivistinnen Unterstützung von im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner, die, auch wenn im grundsätzlich wahlberechtigten Alter, nicht im marokkanischen Wählerverzeichnis registriert werden können, da die sog. MREs durch ihren Wohnsitz im Ausland, nicht Wahlberechtigt sind.

All dies macht es, nach einem Bericht der Tageszeitung Assabah, für die Aktivistinnen schwierig, die nötige Unterschriftenhürde zu überspringen. Nun will man im Colektif 490 zwar weiter auf digitale Medien setzen, aber vor allem in den Ballungszentren vermehrt persönlich die Unterstützer erreichen.

Dazu hat man nun, in den größten Ballungszentren des Landes, sog. Petitionskoordinatoren benannt und deren Kontaktdaten auf der eigenen Facebookseite veröffentlicht. Vor Ort ist man in Marrakech, Kenitra, Tanger, Rabat, Fés, Casablanca, Agadir, Beni Melal, Tetouan, Azrou, Safi und Nador.

Marokko – Gesetz zum Schutz von Frauen vor Gewalt und sexueller Belästigung tritt in Kraft.

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