StartAlgerienAlgerien – Präsident reaktiviert Anti-Frankreich Vers in der Nationalhymne.

Algerien – Präsident reaktiviert Anti-Frankreich Vers in der Nationalhymne.

Mögliches Signal in Richtung Frankreich.

Algerische Nationalhymne wieder die einzige der Welt, mit Bezug zu einem anderen Land.

Algier – Erst jetzt wird die Unterzeichnung eines Dekretes durch den algerischen Präsidenten publik, das sich auf die Nationalhymne bezieht. Mit der Unterzeichnung eines neuen Präsidialdekrets erweitert der Präsident der Republik Algerien, Abdelmajid Tebboune, die Zahl der Anlässe, bei denen die vollständige Nationalhymne, inklusive des Verses, der sich auf Frankreich bezieht und 1986 aus damaligen politischen Erwägungen „eingeschränkt” genutzt werden sollte.

Der Präsidialerlass 23-195 vom 21. Mai 2023 zur Änderung und Ergänzung des Erlasses 86-45 vom 11. März 1986, der am 24. Mai im Amtsblatt Nr. 36 veröffentlicht wurde, legt fest, dass „die Nationalhymne mit Gesang und Musik um mehrere Verse ergänzt wird” und so bei offiziellen Gedenkfeiern in Anwesenheit des Präsidenten der Republik gespielt werden solle. Zuvor war dies nur bei Kongressen oder ähnlichen Veranstaltungen, z.B. der Regierungspartei FLN oder bei Denkveranstaltungen an die Revolution sowie bei militärischen Zereminien möglich.

Was im ersten Moment relativ harmlos erscheint, hat es aber politisch in sich. Denn die Verse bezieht sich auf die ehemalige Kolonialmacht Frankreich und das Leid, das die sog. Grand Nation über Algerien gebracht hat bzw. den Kampf um Freiheit. Damit ist die algerische Nationalhymne wieder die einzige weltweit, die ein anderes Land namentlich nennt.

Dritte Strophe mit Aufruf zur Revolution gegen Frankreich.

Die dritte Strophe, die sich explizit auf Frankreich als damaligen Kolonialmacht bezieht und die Entschlossenheit der Revolution, sich vom Joch zu befreien, bekundet, lautet: „O Frankreich! Die Zeit für die Unterdrückung ist vorbei. Sie ist beendet, wie man ein Buch schließt. O Frankreich! Jetzt ist der Tag gekommen, an dem du zur Rechenschaft gezogen werden musst. Mach dich bereit! Hier ist unsere Antwort. Das Urteil wird unsere Revolution sprechen. Denn wir haben entschieden, dass Algerien leben wird. Seit Zeugen dessen! Seit Zeugen! Seit Zeugen!”

Das Dekret lässt es aber weiterhin zu, dass eine verkürzte Fassung der Nationalhymne gespielt werden kann, so z.B. bei Besuchen von ausländischen Staatsgesten oder im Ausland bei offiziellen Veranstaltungen.

Mögliches Signal in Richtung Frankreich.

Obwohl der französische Präsident Macron danach strebt, seine Präsidentschaft mit einer Aussöhnung mit Algerien in die Geschichte eingehen zu lassen und sogar bereit zu sein scheint, die Beziehungen zum engen Verbündeten Marokko auch ernsthaft und vielleicht dauerhaft zu beschädigen, scheint es ihm nicht zu gelingen, ein positives und vertrauensvolles Verhältnis mit Algier aufzubauen. Präsident Macron reiste sogar im August 2022 nach Algier, um die Tür für einen Aussöhnungsprozess zu öffnen.

Doch zahlreiche Äußerungen des französischen Präsidenten zur Legitimität des Regimes in Agier und zum Staatsgebilde haben alte Wunden sofort wieder geöffnet und heftige verbale Reaktionen in Algerien ausgelöst, was sich auch in einer nun mehrfach ausgesprochenen Verschiebung des offiziellen Staatsbesuchs von Präsident Tebboune in Frankreich widerspiegelt.

Zuletzt prallten beide Seiten aufeinander, nach dem der französische diplomatische Dienst der in Algerien angeklagten Journalistin Amira Bouraoui von Tunis aus die Flucht nach Frankreich ermöglichte.

Dieses Dekret zu Nationalhymne reiht sich in diese Signale ein.
Der französische Präsident scheint zu unterschätzen, welche Wunden die Kolonialzeit in Algerien hinterlassen hat und wie wichtig die Ereignisse sowie die gesamte Zeit der Revolution für das Selbstbild des Landes und die Legitimität des Machtanspruchs des Regimes sind.

Algerien – Präsident Macron in Algier eingetroffen.

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