StartGesellschaftMarokko – Bürgermeisterin will Esel- u. Pferdekarren aus Casablanca verbannen.

Marokko – Bürgermeisterin will Esel- u. Pferdekarren aus Casablanca verbannen.

Geschätzt 600 Abfallsammlerinnen und Abfallsammler auf Mülldeponien nutzen Fuhrwerke

Straßenbild soll mehr einer „Smart City“ gerecht werden. Vorhaben löst Widerstand aus.

Casablanca – Die Bürgermeisterin von Casablanca, Nabila Rmili, kündigte ein Verbot von Esel- oder Pferdekarren auf der ordentlichen Sitzung des Stadtrats von Casablanca am Mittwoch, 5. Oktober 2022, an.

Das Verbot von Fuhrwerken komme dem täglichen Leben der Menschen in Casablanca zugute, stand zeitweise auf dem Twitter-Account der Bürgermeister. Ein weiterer von Frau Nabila Rmili angeführter Aspekt sei die Sorge um den ästhetischen Charakter der Stadt.

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Die Entscheidung sei in Absprache mit dem Innenministerium getroffen worden, lt. dem stellvertretenden Bürgermeister Moulay Ahmed Afilal. Das Vorhandensein dieser Esel- oder Pferdekarren widerspreche dem Konzept der sog. “Smart Cities”, zu denen auch Casablanca gehöre.

Der Erlass umfasse alle Arten von Fuhrwerken, sowohl für den Transport als auch für die Abfallsammlung.

Geschätzt 600 Abfallsammlerinnen und Abfallsammler auf Mülldeponien nutzen Fuhrwerke

„Bisher konnten wir allein auf den Mülldeponien 600 Abfallsammlerinnen und -sammler identifizieren”, die die Esel und Pferdekarren einsetzten, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Moulay Ahmed Afilal. Sie haben inzwischen zwei Kooperativen gegründet und arbeiten jetzt mit der Stadt Casablanca zusammen, versicherte er.

Obwohl die Arbeit der Müllsammlerinnen und Müllsammler informell bleibe, haben sie dennoch eine wichtige Bedeutung. Z.B für das Recycling bestimmte Gegenstände, die aus Mülltonnen bzw. Mülldeponien entnommen werden, können von Zwischenhändlerinnen und Zwischenhändlern zurückgenommen werden. Diese kaufen sie auf und führen sie zurück in den industriellen Kreislauf.

Welche zukünftigen Möglichkeiten diesen Menschen geboten werden, wenn sie die Tiere nicht mehr nutzen dürfen, blieb bisher unerwähnt.

Bürgermeisterin bekommt Gegenwind.

Die Ankündigung der Bürgermeisterin löste eine Welle von Reaktionen aus, weshalb der Twitter-Post wieder gelöscht wurde. Vor allem die Eigentümerinnen und Eigentümer selbst reagierten teils heftig. Einige äußerten gegenüber dem Nachrichtenportal Le Site Info deutlich ihre Unzufriedenheit mit dieser Situation, gerade weil Esel- und Pferdekarren ihre Haupteinnahmequelle darstellen. Sie glauben, dass es wichtig sei, Lösungen zu finden, mit denen alle einverstanden sind, anstatt übereilte Entscheidungen zu treffen.

Nun rudert die Bürgermeisterin ein Stück zurück. Zunächst wird nun eine Zählung der Fuhrwerke durchgeführt, um deren Besitzerin und Besitzer ausfindig zu machen bzw. die Esel- u. Pferdekarren zu registrieren.

Moulay Ahmed Afilal, nicht nur stellvertretender Bürgermeister von Casablanca, sondern auch zuständig für Hygiene, sagte in einem Interview im TV-Sender 2M, dass die Umsetzung dieser Entscheidung schrittweise erfolgen werde. In jedem Bezirk von Casablanca sollen Esel- und Pferdekarren gezählt werden, um ihre Besitzer ggf. wieder in den normalen Wirtschaftskreislauf einzugliedern. Dies geschehe unter der Aufsicht der lokalen Behörden bzw. der Verwaltungspolizei.

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