Marokko gedenkt, dem Kampf gegen den Kolonialismus.

Unter dem Vorwand des Protektorats wurde Marokko kolonialisiert.

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Kampf gegen den Kolonialismus.
Kampf gegen den Kolonialismus - König Mohammed V. von Marokko

Alljährlich, am 20. August, gedenkt Marokko dem Kampf gegen den Kolonialismus und feiert die Verbindung zwischen Volk und Monarchie.

Rabat – Am heutigen Sonntag gedenkt Marokko dem Kampf gegen den Kolonialismus. Gleichzeitig wird die auf König Mohammed V. zurückgeführte enge Verbindung zwischen dem marokkanischen Volk und der Monarchie gefeiert. In diesem Jahr begeht Marokko diesen Tag zum 64. Mal. Das Königreich hat eine bewegte Vergangenheit. Immer wieder wurde um die Herrschaft über Marokko gerungen. Die heutigen Feierlichkeiten erinnern an den langen Kampf gegen die Fremdherrschaft und an den Putsch Frankreichs gegen den damaligen König Mohammed V. am 20. August 1953.

Marokkos Weg in die Unabhängigkeit.

Marokko wurde in Teilen in drei Kriegen durch Spanien von 1893 bis 1921 erobert. Frankreich eignete sich ebenfalls weite Teile an. Frankreich erlangte die Macht über das damalige Sultanat, durch militärische Kooperation mit Spanien sowie Besetzung und politischem Terror. Der letzte Krieg 1921 fand hauptsächlich im Rif-Gebirge, gegen die dortigen Berberstämme, statt (mehr unter maghreb-post-Video). Die europäischen Eroberer scheuten dabei den Einsatz von Giftgas nicht. Sowohl Frankreich als auch Spanien gingen mit großer Brutalität vor. Bis heute leidet die Rif-Bevölkerung unter dem Giftgaseinsatz. Die Böden sind noch immer verseucht und die Krebsrate ist über dem Landesdurchschnitt.

Marokko geriet erst 1912 unter vollständiger Kontrolle Frankreichs und Spaniens, indem sich die beiden Länder als Schutzmacht positioniert. Am 30. März 1912 unterzeichnete Marokko unter Druck einen Kooperationsvertrag mit Frankreich und Spanien und gab somit die Kontrolle für die eigene Sicherheit ab. Die marokkanischen Sultane legitimierten Frankreich als Schutzmacht und Marokko wurde so zum Protektorat. Sie taten dies im Glauben sich im Falle eines Weltkrieges nicht selbst schützen zu können. Frankreich galt als stärkste Militärmacht der Welt.

Unter dem Vorwand des Protektorats wurde Marokko kolonialisiert.

Sowohl Frankreich als auch Spanien ließen es nicht dabei bewenden ein Protektorat auszuüben, sondern nutzten nun die Gunst der Stunde, um den Maghreb weiter zu kolonialisieren. Algerien war bereits von Frankreich besetzt.

Für die nächsten 44 Jahre wurde das Land ausgebeutet. Die Arbeitskraft und die Rohstoffe wurden ausgeschöpft und die Würde und das Freiheitsstreben der Menschen unterdrückt.

Kampf gegen den Kolonialismus.
Verhaftungen auf offener Straße

Doch wie so häufig entwickelte sich auch in Marokko eine Widerstandbewegung. Erst in der Kulturstadt Fés und später insbesondere in den Bergregionen des Rifs und des Atlas. Frankreich und Spanien waren jeweils durch den Zweiten Weltkrieg geschwächt und die Ereignisse in Marokko begannen die gesamte Region sowie die Besatzungsmächte selbst zu destabilisieren. Noch im Glauben daran, dass das marokkanische Volk seine Unabhängigkeit zurück gewinnen kann, in dem es auch für Frankreich kämpfte, gab es viele Marokkaner, die in Europa und dem damaligen Indochina für Frankreich kämpften. Doch es gab dafür keine Belohnung. Im Gegenteil, denn die Aufstände gegen die Besatzung wurden brutal unterdrückt. Der Kampf gegen den Kolonialismus intensivierte sich.

König Mohammed V. als Symbol im Kampf gegen die Kolonialisierung in Marokko.

König Mohammed V. von Marokko forderte, zunehmend für sein Volk, die Unabhängigkeit von Frankreich. Im Jahr 1947 besuchte er die damalige internationale Stadt Tanger und überreichte an die Vertretung Frankreichs die schriftliche Forderung sich aus Marokko zurückzuziehen.

Kampf gegen den Kolonialismus
König Mohammed V. fordert 1947 in Tanger den Rückzug Frankreichs aus Marokko

Diese Forderung lies Frankreich einen politischen Putsch vorbereiten. Frankreich versuchte einige Sultane und Stammesführer dazu zu bewegen sich gegen den König zu wenden und ihm ihre Unterstützung zu entziehen. Gleichzeitig nutzten sie den selbst angezettelten vermeintlichen Aufstand gegen Mohammed V. als Vorwand, setzten den König in seinem Palast fest und stellten ihn unter Hausarrest. Sie behaupteten den König gegen Aufständige schützen zu müssen. Doch der Druck auf Frankreich ließ nicht nach. Am 20. August 1953 setzte Frankreich König Mohammed V. ab und deportierte ihn zunächst auf die Mittelmeerinsel Korsika und später dann nach Madagaskar. An diese Absetzung erinnert sich heute Marokko.

Das Volk forderte weiterhin die Unabhängigkeit und die Rückkehr des Königs.

Wider Erwarten hat die Absetzung und Deportation von König Mohammed V. nicht dazu geführt, dass der Widerstand der Marokkaner nachließ. Frankreich sah sich verstärkt der Forderungen nach Unabhängigkeit Marokkos und Befreiung von König Mohammed V. gegenüber. König Mohammed V. war nicht nur beliebt im Volk, sondern er stand seit 1930 der Widerstandsbewegung vor. Während also das Volk am heutigen Tag der Widerstandsbewegung gedenkt, gedenkt die Monarchie der Unterstützung durch das Volk.

Die Ereignisse vom 20. August 1953 mündeten schließlich in die Unabhängigkeit des Königreiches Marokko unter dem wiedergekehrten König Mohammed V., auf den König Hassan II. und nun König Mohammed VI. folgten.

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