HCP weist aus, dass über 97% der MREs keine Investitionen in Marokko getätigt haben.
Rabat – Obwohl die im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner eine große tragende Säule der marokkanischen Volkswirtschaft sind und seit Jahren das Königreich dazu ermutigen möchte, dass diese Gruppe mit ihrem Kapital und Wissen zum Aufbau beitragen, scheint sich bisher nichts Ernsthaftes bewegt zu haben. Bisher sind die sog. MREs vor allem durch ihre direkten Transferzahlungen an Familienangehörige von großer Bedeutung. Gerade in der aktuellen COVID-19 Krise zeigte sich erneut, wie Stabil und Tragend die finanziellen Zuwendungen aus dem Ausland für Marokko sind. Bis zum Jahresende 2020 werden die MREs bis zu 65 Milliarden marokkanische Dirham MAD (ca. 6 Mrd. EURO) nach Marokko überwiesen haben. Hinzu kommen Ausgaben bei ihrem Aufenthalt, denn die MRE stellen 50% der „Touristen“ des Landes, und ihre Bedeutung für den Immobilienmarkt. Doch als Unternehmer oder Investoren treten sie nicht auf.

Wenn MREs investieren, dann in eine Immobilie.
Nur 2,9 % der derzeitigen marokkanischen Migranten haben Investitionsprojekte in Marokko durchgeführt, 3,4% der Männer und 1,8% der Frauen, so die Hohe Kommission für Planung (HCP).
Dieser Anteil nimmt mit dem Alter zu und steigt von 2,4% bei Migranten im Alter von 30-39 Jahren auf 6,7% bei den 50-59-Jährigen und 8,2% bei den 60-Jährigen und Älteren, so die HCP in ihrer nationalen Studie zur internationalen Migration 2018-2019.
Die Ergebnisse dieser Umfrage, die am Freitag bei einer Onlinepräsentation anlässlich des Internationalen Tags der Migranten (der jedes Jahr am 18. Dezember begangen wird) vorgestellt wurden, zeigen auch, dass die sog. MREs vorranging in Immobilien investieren, gefolgt von Landwirtschaft, Bauwesen, Handel und Dienstleistungen, wobei zu beachten ist, dass Immobilien im weitesten Sinne (einschließlich Bauwesen und Erwerb von nicht-landwirtschaftlichen Flächen) 60 % der Investitionen ausmachen.

HCP nennt mögliche Hindernisse.
Die überwältigende Mehrheit der derzeitigen Migranten (97,1%) investiert nicht in Marokko, betont die HCP und stellt fest, dass die Gründe für die Nicht-Investition, aus ihrer Sicht vor allem mit unzureichendem Kapital, komplizierten Verwaltungsverfahren und schwacher finanzieller Unterstützung sowie Steueranreizen zusammenhängen.
MRE vor allem durch Transferzahlungen präsent.
Darüber hinaus ermittelte die HCP, dass mehr als 80% der MRE in den 12 Monaten vor der Umfrage Geld nach Marokko geschickt haben, wobei dieser Anteil zwischen Geschlecht und Bildungsgrad kaum variiert, aber je nach Alter und Gastland die Beträge etwas unterschiedlich in der Höhe ausfällen.
Die Häufigkeit der Rücküberweisungen nimmt mit dem Alter etwas ab, fällt, wenn diese aus arabischen Ländern und „ehemaligen europäischen Einwanderungsländern“ stammen, etwas höher aus.
Marokko – Geringerer Rückgang des Außenhandels und stabile Transfers von MREs.
Was die durchschnittlichen Rücküberweisungen betrifft, so sind sie bei jungen Menschen, bei Personen mit höherem Bildungsniveau, bei aktuellen Migranten aus Nordamerika und ehemaligen europäischen Einwanderungsländern höher, ergab die Studie, was „sicherlich mit dem höheren Einkommensniveau zusammenhängt“, so die HCP.
Finanztransfers überwiegen ohne marokkanische Banken. Geld geht an die engsten Verwandten.
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass zwei Drittel der Überweisungen von MREs über Geldtransferagenturen verschickt werden. Marokkanische Banken spielen eine deutlich untergeordnete Rolle. 80% der MREs, die sog. Rücküberweisungen oder Transferleitungen vornehmen, tun dies mehr als einmal pro Jahr, während der Rest dies einmal pro Jahr tut.
Die Begünstigten der Überweisungen sind zunächst die Eltern, gefolgt von Ehepartnern und den Kindern. Fast 90% der erhaltenen Rücküberweisungen werden für die gewöhnlichen Ausgaben des heimischen Haushalts in Marokko verwendet.
MREs erbringen zusätzlich Sachleistungen.
Darüber hinaus schickten (oder brachten) etwa 12% der derzeitigen Migranten in den 12 Monaten vor der Befragung Sachgüter nach Marokko, wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen gab.

Umfrage zwischen August 2018 und Januar 2019 in 15.000 Haushalten durchgeführt.
Die besagte Umfrage, die sich auf im Ausland lebende Marokkaner MRE, Rückwanderer und die Auswanderungsabsichten von nicht migrierenden Marokkanern bezog, wurde zwischen August 2018 und Januar 2019 im Feld unter einer repräsentativen Stichprobe von 15.000 Haushalten durchgeführt, darunter 8.200 Haushalte von aktuellen Migranten, 4.100 Haushalte von Rückwanderern und 2.700 Haushalte von Nicht-Migranten.
Eine zweite Phase wird im Jahr 2021 unter Flüchtlingen und Asylbewerbern, irregulären Migranten und regularisierten Migranten durchgeführt.