Marokko steigert seine Devisenreserven binnen eines Jahres um rund 14%. Freigabe des Wechselkurses in Vorbereitung.
Rabat – Marokko steigert seine Devisenreserven weiter. Wie die Bank Al-Maghreb mitteilte, konnten die Devisenreserven um rund 14% (13,7%) gesteigert werden. Aktuell betragen die Devisenreserven ca. 249,9 Milliarden marokkanische Dirham (MAD). Das entspricht ca. 23,3 Mrd. €. Dabei hält die marokkanische Staatsbank nicht nur Euro, sondern vornehmlich Gold und US-Dollar. Wie das marokkanische Nachrichtenangebot moroccoworldnews berichtet, stiegen alleine in der vorletzten Novemberwoche die Reserven um rund 1,6 Milliarden € bzw. 17,1 Milliarden MAD. Auch der Wechselkurs reagierte auf die Veränderungen bei den Devisenreserven. Gegenüber dem Euro stieg die Landeswährung um 0,58% und gab zugleich gegenüber dem US-Dollar 0,86% nach. Der sogenannte Inter-Banken-Zins, also der Zins der bei Kreditgeschäften unter Banken zu Anwendung kommt liegt bei 2,25%.
Marokko bereitet die Freigabe des Wechselkurses vor.
Besondere Relevanz bekommt die aktuelle Mitteilung der Zentralbank, weil Marokko eine Freigabe des Wechselkurses vorbereitet. Marokko möchte den Wert der Landeswährung am freien Währungsmarkt bestimmen lassen. Bisher wurde der Wechselkurs täglich in Casablanca festgelegt und orientierte sich an den Marktgegebenheiten. Dennoch hatte der Staat die finale Kontrolle. Eigentlich war die Freigabe des Wechselkurses bereits für das zweite Halbjahr 2016 geplant. Dieser Schritt wurde jetzt auf Sommer 2017 verschoben. Marokko möchte zunächst ausreichende Bestände an Devisen aufbauen und auch politische Fragen klären. Dies bedeutet zum einen, dass die Struktur der Devisenreserven umgebaut werden soll. Neben dem Goldbestand soll zunehmen der Euro als Reservewährung dienen. Laut der Zentralbank ist es Ziel ca. 60% der Währungsreserven in Euro zu halten. Bisher dominierte der US-Dollar. Zum anderen soll erst das Votum der Afrikanischen Union abgewartet werten. Marokko strebt aktuell danach, der afrikanischen Organisation wieder beizutreten. Aus diesem Grund reiste König Mohammed VI. Wochenlang durch Afrika um Befürworter zu gewinnen. Sollte der Beitrittswunsch abgelehnt werden könnte dies negative Einflüsse auf die wirtschaftlichen Pläne des Königreiches haben.
Chancen und Risiken eines freien Wechselkurses.
Eine Freigabe der Landeswährung birgt Chancen und Risiken. Wenn eine Währung frei gehandelt wird, ist das Vertrauen in seinen Wert größer. Dies hilft grundsätzlich bei wirtschaftlicher Tätigkeit im Exportsektor. Steigt nun der Marokkanische Dirham nach der Freigabe, werden die Kosten für Importe sinken. Gerade für ein Land wie Marokko, was einen Großteil seiner Energieträger und wesentliche Teile seiner Produkte importieren muss, sicherlich ein positiver Effekt. Allerdings verteuert sich die Arbeit in Marokko. Gerade ausländische Unternehmen schauen sich bei Investitionen das Lohnniveau genau an. Ein teurerer Dirham lässt die sog. „Komplementären Lohnkosten“ steigen. Dies könnte die Investitionsneigung sicherlich sinken. Aber auch Produkte und Rohstoffe aus Marokko würden sich verteuern und ihre Marktchancen beeinträchtigen.
Sollte der Wechselkurs fallen und der Dirham billiger werden gilt fast der umgekehrte Effekt. Das vergleichbare Lohnniveau sinkt und die Investitionsbereitschaft ausländischer Investoren könnte steigen. Dies würde zu mehr Beschäftigung führen. Gleichzeitig verteuern sich allerdings Importe von Energieträgern und Produkten. Ein Anstieg der Beschäftigung bei gleichzeitiger Verteuerung von importierten Produkten könnte eine Inflation auslösen. Eine Inflation könnte die Landeswährung noch weiter unter Druck setzen.
Damit die Effekte nicht zu sehr ausschlagen bemüht sich die Regierung und die Zentralbank das Vertrauen in die Währung durch einen hohen Stand an Devisen abzusichern. Sollte der Kurs steigen können Devisen verkauft werden. Sollte der Kurs drohen zu stark zu fallen, kann auf hohe Devisenreserven verwiesen bzw. auf diese zurückgegriffen werden.
Für Investoren ist aber auch die politische Lage wichtig. Grundsätzlich gilt, je stabiler die politische und wirtschaftliche Lage ist, desto stabiler die Landeswährung.