Algerien – Formeller Beitrittsantrag BRICS – Mitgliedschaft abgegeben.

BRICS - Gruppe als Gegenpol zu G7

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Algerien
Flagge der Volksrepublik Algerien

Nordafrikanisches Land Algerien will sich der BRICS – Gruppe anschließen und wirtschaftlich eng mit Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika kooperieren.

Algier – Die sog. BRICS – Gruppe oder auch BRICS – Staaten sind ein loser Verbund von Ländern, die sich zusammengetan haben, um der von den USA angeführten „westlichen“ Dominats im Welthandel entgegen wirken zu können. Die gemeinsamen Interessen liegen vor allem in der Ablösung der US-Dollar-Dominanz und im Aufbau eines Wirtschaftsraums, der durch die USA und ihre Verbündeten nicht eingeschränkt oder gar sanktioniert werden kann. Dabei repräsentiert die Gruppe bisher ca. 40% der Weltbevölkerung und ca. 20% der internationalen Wirtschaftskraft.

Algerien will der Gruppe beitreten.

Das größte Flächenland Afrikas hatte bereits beim letzten BRICS – Gipfel in China mitgeteilt, dass es der Gruppe beitreten wolle. Eine Botschaft, die der wichtigste Partner des nordafrikanischen Landes und treibende Kraft innerhalb der Gruppe, Russland, sicherlich wohlwollend aufgenommen hat.

Der algerische Präsident, Abdelmajid Tebboune, kritisierte auf dem letzten BRICS+ Gipfel, dass „die anhaltende Marginalisierung der Entwicklungsländer innerhalb der verschiedenen Institutionen der globalen Governance eine sichere Quelle für Instabilität, Ungleichheit und mangelnde Entwicklung darstellt“. An dem BRICS+ Gipfel nahmen auch Vertreter von Argentinien, Kambodscha, Ägypten, Äthiopien, Fidschi, Indonesien, Iran, Kasachstan, Malaysia, Nigeria, Senegal, Thailand und Usbekistan teil.

Am vergangenen Montag (7. November 2022) bestätigte die algerische Sondergesandte Leila Zerrougui, gegenüber dem Nachrichtenportal Al Shorouq, dass Algerien einen formellen Antrag auf BRICS-Mitgliedschaft gestellt habe. Neben Algerien zeigen wohl auch Ägypten, Saudi-Arabien und die Türkei Interesse an einer engen Kooperation oder Mitgliedschaft.

BRICS – Gruppe als Gegenpol zu G7

Der letzte BRICS+ Gipfel, der von China ausgerichtet wurde, fand zeitglich mit dem Treffen der sog. G7 Länder, der größten demokratischen Wirtschaftsnationen des „Westens“, statt. Mitglieder sind Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, das Vereinigten Königreich Großbritannien und die USA. Damit bilden sich zunehmen neue Blöcke, die zwar wirtschaftlich eng miteinander verflochten sind, aber zunehmend auch in Konkurrenz zueinanderstehen. Hinzu kommt eine politische bzw. systemische Konkurrenz.

Mit Algerien tritt nun ein Mitglied der OPEC der Gruppe bei, welches der drittgrößte Exporteur von Gas an Europa ist. Dies ist vor allem von Bedeutung, da die EU seit dem Ausbruch des Russland-Ukraine Krieges versucht, sich von den Energielieferungen Russlands zu entkoppeln und sich zunehmend in Richtung Algerien orientiert. Hier setzten vor allem Italien aber auch Spanien und zuletzt Deutschland auf den Lieferanten Algerien. Auch Frankreich sucht seit mehreren Monaten wieder einen engeren Kontakt zu der ehemaligen Kolonie.

Tritt auch noch Saudi-Arabien der Gruppe bei und würde sich daher enger mit Russland abstimmen können, könnte sich hier ein erhöhtes Risiko der Lieferunsicherheit entwickeln. Gemeinsam mit Russland hat Saudi-Arabien ein großes Interesse an ansteigenden Energiepreisen auf dem Weltmarkt, weshalb man sich gemeinsam mit Moskau in der OPEC oder im OPEC+ Format auf sinkende Fördermengen einigen könnte.

Algerien hofft auf Kooperation und Transfer von Wissen.

Für Algerien geht es, um die Stärkung der Wirtschaftspartnerschaften, die Unterzeichnung von neuen Projekten in den Sektoren Landwirtschaft, des Bergbaus und der Suche nach neuen Quellen für Gas oder Rohöl. Aber auch mehr Transfer von Wissen und Erfahrungen erhofft man sich, insbesondere mit Blick auf China und die Digitalisierung.

Da die BRICS – Staaten keine feste Organisation sind, sondern eher ein von Interessen geleiteter Verbund, kann Algerien von einer kurzen Zeit der Antragsprüfung ausgehen. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Mitgliedschaft in wenigen Wochen bekanntgegeben wird.

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